"Tiere sind es? Nein! Vielmehr - Freunde!" (frei nach Seneca)
Siberian Husky
Vor ungefähr vierhundert Jahren begannen Tschuktschen im äußersten Nordosten Asiens, Hunde vor Schlitten zu spannen, um mit ihnen zu reisen, um neue Jagdgründe zu erschließen.
Die Hunde der Völker Sibiriens waren eine Mischung aus Hunden und Wölfen. Sie dienten ursprünglich als Begleiter bei der Jagd und Wachhunde bei den Siedlungen. Mit der Verschlechterung der Jagdbedingungen infolge kälteren Klimas wurden die Jagdreisen immer länger und Wohnstätten mussten über größere Entfernungen verschoben werden. Der einstige Jagdhund bekam neue Aufgaben als Lasttier.
Hundeschlittentouren mit Schlittenhunden sind also nichts samisches und auch nichts ursprünglich nordeuropäisches. Die Samen hatten für ihreTransporte als Packtiere und Zugtiere ihre Rentiere. Die Hunde der Samen sind Helfer beim Hüten der Rentierherden und bei der Jagd – keine Schlittenhunde! Das gleiche gilt für die Neusiedler. Sie hatten ihre Pferde als Arbeitstiere und auch ihre Hunde sind Jagdhunde und Hütehunde.
Schlittenhunde wurden zuerst in Ostsibirien genutzt und kamen erst spät mit russischen Händlern (die sie aus Sibirien mitbrachten) als exotischer Einschlag, jedoch ohne sich in Sápmi zu etablieren. Die heute in „Lappland – Europas letzter Wildnis“ bei Touristen so beliebten Hundeschlittentouren und all die „Abenteuer“ und „Expeditionen“ mit Schlittenhunden sind also nichts Samisches und im engen traditionellen Sinne nichts Nordeuropäisches. Jedoch: Ich habe selbst die wunderbare Zusammenarbeit mit Siberian Huskies erleben und genießen dürfen und wir haben nun seit vielen Jahren selbst einen zu Hause.
Es gibt vier Rassen Schlittenhunde: Siberian Husky, Grönländer, Alaskan Malamute, Samojeden. Für sie sind Rassestandards definiert und es werden Zuchtbücher geführt.
Hingegen sind Europäischer Schlittenhund/Scandinavian Hound und Alaskan Husky keine Rassen, sondern nach Gebrauchsbedürfnissen gezüchtete Mischlinge, die vor Schlitten laufen.
Und dann bezeichnen wir einen bestimmten Kreis von Hunderassen als "Nordische Hunde", aber die dazugehörigen Rassen kenne ich nicht alle und erwähne deshalb nur beispielhaft Finnspets (die Jagdhunde der Samen), Lappinkoira (die Hütehunde der Samen), Norsk Buhund, Jämthund, Karelischer Bärenhund, Lundehund, Älghund, Akita, Westsibirische Laika und Ostsibirische Laika. Doch der Interessierte findet mehr Informationen beim Deutscher Club für Nordische Hunde e. V. auf dessen Platz im Netz.
Es wurde bei der Zucht der Siberian Huskies von den Anfängen an darauf geachtet, dass nur die Rüden züchteten, die die gewünschten Eigenschaften hatten. Der Siberian Husky ist nicht sonderlich schnell oder außergewöhnlich stark, sondern er ist der ausdauernde Langstreckenläufer unter den Schlittenhunden! Sein Fell besteht aus dem feuchtigkeitsabweisenden Deckhaar und der isolierenden sehr dichten Unterwolle. Seinem Wesen nach ist er selbständig (bei den Tschuktschen versorgten sich die Huskies selbst) und freundlich und gelehrig (jeder musste mit den Hunden und den Gespannen umgehen können).
Siberian Huskies dürfen blaue Augen haben oder braune Augen; ein blaues Auge und ein braunes Auge sowie mehrfarbige Augen sind zulässig. Der Siberian Husky steht genetisch dem Wolf näher, als alle anderen Hunderassen.
Zur Erinnerung an die "Heldentat" der Siberian Huskies, die 1925 das notwendige Serum zur Bekämpfung der Diphtherie von Anchorage nach Nome/Alaska brachten, steht im Central Park in New York ein Denkmal, dass den Siberian Husky Balto darstellt. Balto war der Leithund des letzten Gespanns in der Stafette über insgesamt 1.085 km, dem "Great Race of Mercy". Mit ihrem Gespannführer, dem Norweger Gunnar Kaasen, kamen sie am 2. Februar 1925 vor Sonnenaufgang in Nome an. Zur Erinnerung an dieses Ereignis findet jährlich das "Iditarod" statt, das berühmte Hundeschlittenrennen.
Balto gehörte eigentlich Leonhard Seppala. Balto war benannt nach dem samischen Forscher und Entdecker Samuel Balto. Seine Berühmtheit beruht allerdings auf journalistischen Verfälschungen. Balto war ein schlechter Leithund und deshalb von seinem Eigentümer Leonard Seppala nicht auf seine eigenen Etappen mitgenommen worden. Gunnar Kaasen besaß gar keine eigenen Hunde mehr, als er gebeten wurde, sich an der Aktion zu beteiligen und lieh sich Hunde von Seppalas Ehefrau, darunter auch Balto. Balto war auch in Kaasens Gespann so schlecht, dass ihm ein zweiter Leithund mit Namen Fox zur Seite gestellt werden musste. Kaasens Etappe nach Nome war eine im Verhältnis zum Gesamtverlauf der Aktion kurze und einfache Strecke - aber es war die Strecke mit dem "Zieleinlauf", die Strecke mit der größten öffentlichen Wahrnehmung, und so gelangte er in die Presse und zu Ruhm. Der zweite Leithund neben Balto, der eigentliche Führer, wurde dem Vergessen anheim gegeben, weil sich nach Ansicht der Journalisten sein Name ("Fuchs") nicht für eine heroisierende DArstellung eignete.
Die herausragende Tat während des "Serum-Rennens" war sicher die Fahrt des Gespannführers Leonhard Seppala, norwegischer Herkunft auch er, mit seinem Leithund Togo. Dieses Gespann legte die längste Einzelstrecke zurück und fuhr in schwerem Sturm eine Abkürzung über das Eis einer Meeresbucht.
Wir selbst haben einen Siberian Husky. Wir rufen ihn „Čuobbu“ - das ist Nord-Samisch und bedeutet auf Deutsch „Frosch“ und nun kennt ihn alle Welt unter diesem Namen.
Mats Rullander von Jukkasjärvi Vildmarksturer schreibt: "Das Kennzeichen des Siberian Husky von heute ist sein leichter, eleganter und rascher Gang. Die gleich verteilten Proportionen deuten Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer an. Der Hund ist sozial aber selbständig, ein Rudelhund mit einem Gefühl für Rangordnung, spielerisch, robust und energisch." Er bezeichnet unseren Čuobbu als einen "gammaldags husky" - einen altmodischen Husky, so, wie sie früher gezüchtet wurden. Heutzutage achten Züchter - unter Beachtung aller Rassestandards - auf mehr Hochbeinigkeit, um die "Laufeigenschaften" zu verbessern.
Unser Siberian Husky wurde auf der griechischen Insel Aegina als Streuner aufgegriffen, geimpft, kastriert, bekam einen Chip und einen Europäischen Kleintierpass (auf Griechisch und Englisch) und wurde nach Deutschland zu Nordische in Not überführt. Da war er nach Schätzung des griechischen Veterinärs eineinhalb Jahre alt. Als er dreieinhalb Jahre alt war, am 05. Dezember 2006 holte ich „Ocean“ aus Neuhof. Meine Frau Liane und ich nannten ihn von nun an „Čuobbu“- das ist Nord-Samisch und bedeutet auf Deutsch „Frosch“ und nun kennt ihn alle Welt unter diesem Namen.
Wir ließen uns von Hundetrainer Gina Bittrich (Fa. sit and fit) trainieren, wie wir Čuobbu verstehen und uns ihm verständlich machen können. Das ging ganz wunderbar, Siberian Husky Čuobbu hat eine schnelle Auffassungsgabe und wir haben uns auch große Mühe gegeben!
Im Sommer 2007 flog er zum ersten mal mit uns über Stockholm nach Kiruna. Problemlos stieg er in TXL in seine Flugbox, freudig wedelnd kam er auf Stockholm-Arlanda wieder raus und stieg, nach zollamtlicher-veterinäramtlicher Abfertigung, zum Weiterflug genauso problemlos wieder ein. In Kiruna kam er aus der Box, warf sich zum Bauch-kraulen auf den Boden und damit war die Flugreise überstanden. Beruhigungsmittel gab es nicht und wird es auch nie geben.
Mit Hunden (soweit sie nicht Hütehunde der samischen Reneigner sind) darf man im Sommer nicht in die Nationalparks in Schwedisch Lappland. Wir hatten uns also eine Wanderoute nördlich des Polarkreises ausgesucht, bei der wir mit diesem Verbot nicht in Konflikt kamen. Mit einem Helikopter ließen wir uns an die Grenze zum Patjelanta Nationalpark fliegen und wanderten oberhalb des Tarradalens auf dem alten „Präststigen“ (Priesterweg) nach Kvikkjokk. Čuobbu sprang in den Helikopter und einige Minuten nach dem Abheben hüpfte er auf einen freien Sitzplatz neben Liane und schaute zum Fenster hinaus, als hätte er sein Leblang nichts anderes gemacht, als Helikopter zu fliegen.
Čuobbu hatte in Jokkmokk schöne Packtaschen bekommen und jeden Morgen stellte er sich geduldig auf, um sich die Taschen anschnallen zulassen. Und dann ging es los, weglos, über Tundra und Geröll, durch Flüsse und Bäche, über Schneefelder und am Ende wieder hinunter in den Birkenwald und schließlich in den Nadelwald, die Taiga. Fünf Tage waren wir unterwegs, geschlafen haben wir im Zelt: Zwei Menschen im Innenzelt und ein Husky im Vorzelt, verbunden durch eine Leine durch eine kleine Öffnung im Reißverschluss.
Richtig schwierig war Čuobbus „Verhältnis“ zu Rentieren! Er wollte jagen! Das kann böse enden. Ein Husky wird als „Wolf“ wahrgenommen, vom Geruch, von der Silhouette und vom Bewegungsablauf. Wir haben viele Freunde unter den samischen Reneignern und waren früher ohne Čuobbu selbst beim Sammeln der Herden dabei. Wenn ein fremder Hund in eine Renherde geht, kann er die Tiere über weite Entfernungen im Gebirge verstreuen und tagelange Arbeit der Renhirten kann zunichte gemacht sein. Ich gehe davon aus, dass unsere samischen Freunde nicht zögern würden, einen außer Kontrolle geratenen fremden Hund zu erschießen. Wir begannen also nach unserer Rückkehr nach Jukkasjärvi bei unseren Freunden mit Čuobbu und den dort im Gehege stehenden Rentieren ein kleines Geduldstraining. Zurück in Deutschland organisierte sit and fit ein Spezialtraining auf einem Hof in Sachsen-Anhalt, auf dem Rentiere gehalten werden. Seit dem hat Čuobbu in jedem Jahr im Sommer und im Winter engen Kontakt zu Rentieren in Sápmi. Er fährt im Winter bei samischen Freunden und bei uns auf Motorscootern mit zu den Herden. Er ist ein gern gesehener Gast, besonders bei seinem Freund Benno, einem samischen Hütehund.
Auf unseren Sommertouren trägt er immer wieder seine Packtaschen. Wir haben uns inzwischen ein etwas größeres Zelt gekauft, damit Čuobbu mit im Innenzelt schlafen kann. Im Winter zieht er Liane auf Skiern durch die Berge und über die verschneiten Tundren, über gefrorene Seen und Flüsse Sápmis. Ein richtig guter Kammerat. Im Sommer 2012 ist Liane zum ersten mal mit ihm auf dem Sessellift von Abisko zum Berg Nullja hinauf gefahern. Mit dem Sessellift!
Inzwischen waren wir auch einige male mit dem Auto in Nordeuropa unterwegs und Čuobbu sitzt dann auf der Rückbank, mit dem Kopf auf der Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen. Ausgiebige Pausen dienen nicht nur dem Husky zum „Erledigen“ und zum Laufen, sondern auch uns zum entspannten Reisen und Erleben unterwegs. Schließlich sind es bei den Fahrten mit dem Auto jedes mal über 5.500 km durch den Norden. Doch ob fliegen oder fahren – Čuobbu ist gern unterwegs. In Schweden und Norwegen kann es doch beschwerlich sein, mit einem Hund unterwegs zu sein. In kein Restaurant, kein Einkaufszentrum und natürlich keinen Supermarkt darf er mit hinein, die überwiegende Zahl aller sonstigen Geschäfte, ob Buchladen oder Bekleidung oder sonst was, lassen Hunde nicht hinein. Ob Campingplätze, Vandrarhem, Hotels, Wohnen auf dem Bauernhof: Immer muss vorher angefragt werden, ob Hunde erwünscht sind und das sind sie eben nicht überall. In den Berghütten und Gebirgsstationen gibt es besondere Räume für Hunde und wenn da schon Hunde sind, gibt es keine Ausweichmöglichkeit. Wenn es heiß ist kann es passieren, dass ein im Auto allein sitzender Hund von Tierschützern befreit wird, weil das Einsperren bei hohen Temperaturen als Tierquälerei gerechnet und geahndet wird. Wir haben auf dem Parkplatz des Kupfergruben-Museums in Falun sogar Hinweisschilder in verschiedenen Sprachen gesehen, auf denen dies angekündigt wurde.
In Berlin sind wir jeden Tag drei mal mit Čuobbu unterwegs und das ergibt täglich mindestens vier Stunden Bewegung. Er geht an einer Acht-Meter-Flexleine oder mit einer Fünfzehn-Meter-Schleppleine. Wir wechseln die Gegenden, in denen wir unterwegs sind, damit es nicht langweilig wird. Einmal in jeder Woche geht er mit sit and fit mit mehreren Hunden anderer Rassen auf Spaziertour und wenigstens an den Wochenenden findet sich mehr oder weniger regelmäßig eine lose Gruppe von Huskies und ihren Besitzern zu gemeinsamen viele Stunden langen Ausflügen – auf denen alle frei ohne Leinen laufen, auch unser Čuobbu. Das ist ein Vergnügen, unserem Čuobbu und den laufenden Huskies zuzuschauen! Und Čuobbu schwimmt gerne.
In Čuobbus Leben hineingeboren wurden inzwischen drei Enkeltöchter, die älteste ist jetzt fünf Jahre alt, mit denen er ganz wunderbar zusammen spielt und ordentlich spazieren geht. Für die Kinder ist er ein liebes Familienmitglied.
Zu essen bekommt er morgens einen halben Becher Bozita-Trockenfutter mit Wasser und Abends Nassfutter von Bozita (Ren, Elch, Lachs, Lamm, Pute). Immer wieder mal gibt es auch selbst Gekochtes: Kartoffeln, Hühnebrust etc. Naja, und natürlich ein bisschen was zwischendurch und im Garten fängt er Fluginsekten ganz geschickt. Im Sommer jagt er erfolgreich Lemminge auf der Tundra im Norden.
Er hatte zunächst im Wohnzimmer im Erdgeschoss geschlafen aber nach unseren gemeinsamen Zelttouren haben wir ihm im Schlafzimmer im Obergeschoss eine Schlafecke bei uns eingerichtet. In Betten darf er allerdings nicht.
Geboren wahrscheinlich im April 2003 ist Čuobbu also jetzt (am Jahreswechsel 2012/2013) so ungefähr neuneinhalb Jahre alt. Er ist gesund. Er ist aktiv. Er ist auffällig „verspielter“, als andere Hunde seines Alters. Ich unterstelle einfach mal, dass er zu den Huskies gehört, die „in ihrem menschlichen Heim glücklich“ sind.
Wer seinen Husky nach Norwegen, Schweden, Dänemark und/oder Finnland mit nehmen möchte, benötigt seit 1. Januar 2012 bei der Einreise keinen Tollwut-Titer-Test mehr. Für den Husky muss ein Europäischer Heimtierpass vorhanden sein und der Husky muss eindeutig als Individuum gekennzeicnet ein, zum Beipiel durch einen Chip (Tätowierungen werden nur noch bei Tieren akzeptiert, die vor dem 3. Juli 2011 mit einer solchen versehen wurden). Im Pass muss vom Veterinär eine frühestens 21 Tage vor Einreise vorgenommene Tollwutimpfung dokumentiert sein. Eine Bandwurmkur ist nur noch für Norwegen vorgeschrieben, und zwar muss sie durchgeführt worden sein längstens fünf Tage, jedoch spätestens 24 Stunden vor der Einreise nach Norwegen. Die Behandlung muss innerhalb von sieben Tage nach der Einreise in Norwegen wiederholt werden. Die Behandlungen müssen von einem Veterinär im Europäischen Heimtierpass (oder auf andere Weise durch eine veterinärärztliche Bescheinigung) dokumentiert werden. Quelle: Schwedische Botschaft und Jordbruksverket, www.jordbruksverket.se
Fédération Cynologique Internationale
Deutscher Club für Nordische Hunde e. V.
Verband Deutscher Schlittenhundesport Vereine e. V.
Fachbereich Schlittenhunde im Deutschen Club für Nordische Hunde e. V.
http://www.dcnh.de/index.php?site=fb_schlittenhunde
Nordische in Not e. V.
http://www.nordische-in-not.de
Jukkasjärvi Vildmarksturer
Jokkmokk Guiderna
http://www.jokkmokkguiderna.se
TCB - Trail Club Brandenburg
http://www.trailclubbrandenburg.de
Sit and fit - Gina Bittrich
Dr. med. vet. Karola Kadau
http://www.die-gruenenseiten.de
Hundephysiotherapie Corinna Treite
BJÖRKIS hundprodukter